03/26/20

Kompetente Eltern im Umgang mit Gefühlen – oder wo fange ich an?

Foto: Bilderbox

Die Betreuung und Erziehung von Kindern ist so oder so schon eine enorme Herausforderung für Eltern.

Sie wachsen und lernen mit den Aufgaben, dadurch werden sie meist ganz ohne Ratgeber kompetente Eltern. Doch oft gibt es Schwierigkeiten, es kommen belastende Ereignisse hinzu, die Herausforderung wird zur Überforderung und der Alltag zum Kampf.

Was können Eltern tun, um ihre Kompetenz im Umgang mit Gefühlen zu stärken?

Die psychologische Forschung findet heraus, dass

• ein positives Familienklima,
• ein offener und toleranter Umgang mit Gefühlen und
• häufig stattfindende wertschätzende Familiengespräche

die Kompetenz von Eltern und ihren Kindern steigern (Wertfein, 2006). Dementsprechend negativ wirkt sich ein feindseliges Familienklima aus, mit häufigem Ärger, ungelösten Konflikten der Eltern und dem Abweisen von Gefühlen.

Das klingt vielleicht einfach umzusetzen, aber natürlich ist es das nicht, wenn wir schon in einem Teufelskreis aus ungelösten Konflikten stecken, erschwerende äußere Faktoren hinzukommen oder wir gefühlt in immer gleichen unüberwindbaren Mustern festhängen. Wir werden auch vermutlich keinen Knopf finden, den wir drücken und plötzlich hüpfen wir alle harmonisch über eine grüne Wiese, bzw. jetzt gerade durch eine kleine Wohnung. Trotzdem könnten wir es in kleinen Schritten versuchen.

Ein erster Schritt wäre bei uns selbst anzufangen. Das wird vielleicht schwieriger als vermutet, kann aber schon enorme Auswirkungen haben. Denn eine Voraussetzung, um feinfühlig, wertschätzend und vielleicht auch kritisch-konstruktiv mit unseren Lieben umgehen zu können, ist, genauso mit uns selbst umzugehen.

Wie sieht ein offener, toleranter Umgang mit mir selbst aus? Sie könnten sich folgende Frage stellen: Wie geht es mir gerade? Was fühle ich? – und dann, und jetzt kommt der Clou – erst einmal annehmen, akzeptieren und nicht bewerten, welchem Gefühl man da gerade auf die Schliche gekommen ist. Man nennt das auch einen achtsamen Umgang mit sich und seinen Gefühlen pflegen (Kabat-Zinn 2003). Wer jetzt denkt, das ist doch Quatsch, sollte es einfach mal ausprobieren. Wer schon fortgeschritten ist und sogar schon sagen kann, was er/sie fühlt, kann es im nächsten Schritt versuchen, den anderen Familienmitgliedern beizubringen. Das funktioniert übrigens am besten, indem man es vormacht.

Und am Ende sitzen dann alle auf dem Sofa, am Tisch, auf dem Boden, dürfen ganz offen über Gefühle sprechen, mit denen liebevoll umgegangen wird und ganz vielleicht könnte das eine schöne Routine werden, die alle einen Schritt näher zum ominösen positiven Familienklima bringt.

Autorin: Sarah Hahn, Caritas Heilbronn-Hohenlohe

Literaturhinweis:
Wertfein, M., Emotionale Entwicklung im Vor- und Grundschulalter im Spiegel der Eltern-Kind-Interaktion, München 2006.
Kabat-Zinn, J., Mindfulness-based interventions in context: Past, present and future, in: Clinical Psychology: Science and Practice 2003, Volume 10, S. 144-156.